Im Lehramtsbereich tut sich an den österreichischen Hochschulen so
einiges. So wird an einigen Universitäten, auch an der Uni Wien, bereits im
kommenden Semester aufs Bachelor-Master-System umgestellt, sodass es ab WS14/15
nicht mehr möglich sein wird, Lehramt auf Diplom zu studieren. Außerdem gibt es
an vielen Unis – auch bei uns – ab kommendem Semester Aufnahmeverfahren fürs
Lehramt. Mehr zu alledem erfahrt ihr in diesem Artikel.
Unbedingt durchlesen, wenn ihr über einen Studienwechsel nachdenkt oder
Leute kennt, die wechseln oder sich inskribieren wollen!
Neues Studium
Ab kommendem Semester kann man sich nicht mehr für die jetzigen Lehramtsdiplomstudien
inskribieren, denn das gute, alte Diplom wird abgedreht und auf Bachelor/Master
umgestellt – vorläufig übrigens nur auf Bachelor (dazu später mehr). Die jetzige Fassung der Bachelorcurricula könnt ihr schon mal hier nachlesen: *Beschlüsse in erster Lesung*.
Die
Umstellung im kommenden Semester bringt einige Schwierigkeiten oder zumindest
Konsequenzen mit sich, die mensch beachten sollte:
- Auslaufen wird das Diplom - laut Curriculaentwurf - nach dem 30. April 2020 – ab einem der darauf folgenden Semester wird leider zwangsumgestellt.
- Möchtet ihr neben euren beiden Diplomfächern ein weiteres, drittes Unterrichtsfach studieren, so müsst ihr euch nun für den Bachelor inskribieren. Angenommen, ihr möchtet also zur Diplomfächerkombination Mathe/Englisch noch das Unterrichtsfach Ungarisch dazu nehmen, so müsst ihr euch nun für ein paralleles Bachelorstudium Mathe/Ungarisch oder Englisch/Ungarisch einschreiben. Das heißt natürlich, dass ihr euch z.B. für den Bachelor (und später Master) Mathe/Ungarisch die Lehrveranstaltungen aus dem Mathe- und dem Pädagogikteil eures Diplomstudiums anrechnen lassen müsst – was in einigen Fächern vielleicht nicht so einfach wird.
- Ähnliches gilt für Fachwechsel: möchtet ihr im jetzigen Studium eure Unterrichtsfächer ändern, so müsst ihr ab kommendem Semester ebenfalls in den Bachelor wechseln, da dies ja einen Studienwechsel bedeutet. Informiert euch vor einer solchen Entscheidung gut über Anrechnungen und *Konsequenzen für eure Beihilfen*!
- Beachtet unbedingt auch die standortspezifischen Gegebenheiten und Regelungen, was den neuen Lehramtsbachelor angeht. Mit kommendem Semester stellen die Uni Wien, die Uni Salzburg und das Mozarteum (Salzburg) um. Die anderen Unis dürften dann im WS 15/16 umstellen. Auch an den Pädagogischen Hochschulen ändert sich sehr viel (aber nicht vor WS 15/16). Neue Curricula dürfen übrigens nur in Wintersemestern, nicht in Sommersemestern eingeführt werden.
- Wir warnen euch dringlich davor, in einer fortgeschrittenen Phase eures Studiums aufs Bachelor/Master-System umzusteigen! Denn die Masterstudien sind (zumindest an der Uni Wien) noch nicht mal in der Entwicklungsphase, und über den Zeitpunkt ihrer Einführung lässt sich nur spekulieren (definitiv nicht im WS 14/15 und vielleicht auch nicht im WS 15/16). Da Teile des jetzigen Studiums aber auch im neuen Master enthalten sein werden, kann das wegen Anrechnungen zu vielsemestrigen Wartezeiten führen. Also: denkt gut nach und lasst euch von uns oder anderen ÖH-Stellen beraten, bevor ihr ein neues Fach dazu nehmt, ein Fach oder den Hochschulstandort wechselt!
- Äquivalenzlisten (also Listen, die in diesem Fall Anrechnungen zwischen Diplom und Bachelor regeln) werden hoffentlich noch im Laufe dieses Semesters aufgestellt. Wenn es soweit ist, lassen wir euch das sofort wissen.
- Da es zu diesem Punkt immer wieder Nachfragen gibt: ja, irgendwann wird es an der Uni Wien wohl mal auch die Möglichkeit geben, nur ein Unterrichtsfach zu studieren. Laut Gesetz muss dieses eine Fach dann jedoch mit einer pädagogischen Spezialisierung kombiniert werden (z.B. Inklusionspädagogik, Mehrsprachigkeit, Medienpädagogik, …), die ECTS-mäßig ebenso groß sein wird wie ein Unterrichtsfach, jedoch noch nicht entwickelt ist. Wenn sich in diesem Bereich etwas tut, sagen wir euch Bescheid.
Wie ihr euch nach diesen Zeilen denken könnt, wird in vielerlei Hinsicht
die Bologna-Umstellung im Lehramtsbereich kritisiert – und das nicht nur von
uns, sondern auch offiziell von Instituten/Fakultäten, der ÖH Uni Wien und vielen anderen Studienvertretungen.
Von Anfang an sahen wir den straffen Zeitplan kritisch, der nun zu den
genannten Schwierigkeiten bei Umstellungen führt. Der Unileitung war es wohl wichtiger,
mit einer frühen Einführung des neuen Lehramtsbachelors in Österreich eine
Vorreiterinnenrolle einzunehmen, statt Probleme bei Studienwechseln und das
Entstehen vieler Unklarheiten und Unsicherheiten zu vermeiden oder sich z.B.
Zeit zu nehmen, mit den Pädagogischen Hochschulen zu kooperieren (wie es fast
alle anderen Unis in Österreich tun).
Eine große, wichtige Frage ist noch der Zeitpunkt des Auslaufens des Lehramtsdiplomstudiums. Aus unserer Sicht sollte natürlich möglichst lange Zeit sein, das jetzige Studium noch fertig zu studieren - allermindestens klarerweise die Durchschnittsstudienzeit, also 12-13 Semester.
Der Lehramtsbachelor wurde wie schon oben erwähnt vor gut einem Monat vom Senat in
erster Lesung beschlossen, sodass derzeit noch Stellungnahmen abgegeben werden. Wir, als Basisgruppe und Studienvertretung Mathematik, unterstützen die
*Stellungnahme der Zentrumsvertretung Lehramt*. Sobald dann
– vermutlich im Mai – das Bachelor-Curriculum vollständig beschlossen wurde,
werden wir für euch zusammenfassen, was sich im Unterrichtsfach Mathematik
ändert und was mögliche Vor- und Nachteile sind. Wenn ihr Fragen habt, könnt ihr
natürlich jederzeit gern zu unseren *Beratungen* oder uns per *Mail* oder *Facebook* schreiben.
Neue Zugangsbeschränkungen
Ab kommendem Semester laufen für die Lehramtsstudien an vielen Unis nun
leider auch Aufnahmeverfahren. Diese Verfahren sind an jeder Hochschule eigens
geregelt, sodass ihr euch am besten dort vor Ort informiert. WICHTIG: An der laufen die ersten Phasen der
Verfahren bereits, und zwar bis Juli. Sagt also Bekannten und Freund*innen
Bescheid, falls sie sich fürs Lehramt interessieren, damit im August niemand
frustriert feststellt, das er oder sie die Frist übersehen hat.
Eine Übersicht zu allen Aufnahmeverfahren stellt auch die *ÖH-Bundesvertretung*
bereit.
Mehr zum Aufnahmeverfahren an der Uni Wien erfahrt ihr auf der dafür *offiziellen Seite*.
Wichtig: das Aufnahmeverfahren an der Uni Wien gilt auch für alle, die
das Unterrichtsfach Darstellende Geometrie an der TU Wien studieren
möchten! Denn das DG-Studium wird künftig studienrechtlich-administrativ über
die Uni Wien abgewickelt (und somit übrigens von uns mitvertreten).
Wie ihr hoffentlich mitbekommen habt, haben sich viele
Studienvertretungen und Fakultäten gegen die Einführung dieser
Zugangsbeschränkungen gesträubt und eingesetzt. Schließlich hatte zuletzt z.B.
ein Studiengang aus unserem eigenen Haus, die Volkswirtschaftslehre, nur halb
so viele Studienbeginner*innen zu verzeichnen wie im Vorjahr – allein wegen
einer solchen verfrühten Voranmeldefrist und der bloßen Androhung von
Zulassungstests. Außerdem wird ein Studienbeginn im Sommersemester nun
praktisch verunmöglicht.
Insgesamt müssen wir leider wieder mal feststellen, dass an den falschen
Schrauben gedreht wird, um die Studienqualität zu verbessern: lieber wird
abgeschreckt und beschränkt, anstatt den Hochschul- und Bildungssektor
auszufinanzieren, wie es seit Jahren nötig wäre.
Quellen und weiterführende Links
E-Mails, (Tür- und Angel-)Gespräche
Kommentare
Kommentar veröffentlichen